Martin McFly Winkler

Schwerkraft ist auch nur eine Theorie

Martin McFly Winkler

Martin Winkler stellt als Freerider gerne die physikalischen Gesetze in Frage – Wellen und Schneehänge haben es ihm von Kindheit an angetan, und die Berge rund um Warth und Schröcken kennt der diplomierte Skiführer in- und auswendig. Selbst dem Bodensee trotzt der 40-jährige Wellenreiter einige spektakuläre Bilder und Erlebnisse ab.

Martin McFly Winkler

Der bekannte Freerider war weltweit unterwegs, gewann viele Preise und fuhr für Filmaufnahmen über halsbrecherische Steilhänge. Die Berge von Alaska bis nach Chile, von Skandinavien bis nach Spanien und wieder zurück nach Vorarlberg sind ihm vertraut, jahrelang lebte er hauptsächlich aus Koffern und in Hotelzimmern. Und immer hatte er dabei das Gefühl, dass er irgendwann an den Bodensee zurückkehren würde. 

“Bei mir dreht sich inzwischen vieles um den See, und hier in Bregenz leben zu dürfen macht mich glücklich.”

Seit 2012 lebt Martin Winkler, ein gebürtiger Bregenzer, mit seiner kleinen Familie in Lochau, drei Gehminuten vom Seeufer entfernt. „Bei mir dreht sich inzwischen vieles um den See, und hier in Bregenz leben zu dürfen macht mich glücklich“, sagt der leidenschaftliche Surfer. Im Sommer spaziert er so gut wie täglich mit seinem Stand-up Paddle oder dem Surfboard über die Straße und beginnt den Tag auf dem Wasser. Im Idealfall beendet er ihn auch wieder dort. Seine zweite Leidenschaft neben der pulverigen Form des Wassers in den Bergen ist die Welle, die am Bodensee, aber vor allem die an den wilden Küsten der Meere. Als er 18 Jahre alt war, lieh er sich einen kleinen Bus und fuhr damit an die Atlantikküste, um das Wellenreiten zu erlernen. Im Golf von Biscaia bei San Sebastian hat er die harte Seite der Wasseroberfläche kennen gelernt – und einfach nicht aufgegeben.

Martin McFly Winkler
Martin McFly Winkler
Martin McFly Winkler
“Am Bodensee kommt es vielleicht zwei oder dreimal im Jahr vor, dass die Wellen hoch genug sind. Dann muss man sofort losgehen können…”

„Es ist wahrscheinlich eine der schwierigsten zu erlernenden Sportarten. Als Anfänger hatte ich keine Ahnung wie viel zusammen spielen muss, um eine Welle zu surfen. Trotz der Frustration war ich aber von Beginn an vom Surfvirus infiziert,“ sagt er und schmunzelt. „Am Bodensee kommt es vielleicht zwei oder dreimal im Jahr vor, dass die Wellen hoch genug sind. Dann muss man sofort losgehen können…“. Das kann er nur im seltensten Fall, denn aus dem Freerider vor der Kamera ist ein Produzent hinter ihr bei ZERO DIVISION geworden.“  Eine Firma, die Werbefilme der etwas anderen Art produziert und rasch auch weltweit für richtig große Kunden tätig wurde. Die hat er 2005 gemeinsam mit Wolfgang Berlinger und Markus Holzer gegründet, anfangs für die Produktion von coolen Sportfilmen, inzwischen aber professionell für internationale Konzerne – eine bemerkenswerte Referenz-Liste, die sich sehen lassen kann. Auch wenn die aktive Zeit als Freerider allmählich hinter ihm liegt, reist er noch immer regelmäßig um die Welt: “Für einen großen Kunden waren wir letztes Jahr einen Monat in Neuseeland, um dort zu drehen. Und auf der Freeride World Tour bin ich Teil der Produktion, bei der ich unter anderem die Bewerbe in Japan, Kanada, Andorra, Österreich und der Schweiz für die Live-Übertragung kommentieren darf. Und um auch weiterhin den Wellen hinterher zu reisen, haben wir einen Multivan ausgebaut, der ist dann unser Zuhause.” Seine Frau und die kleine Tochter gehen nach Möglichkeit mit auf Reisen.

SUP Bodensee
SUP Bodensee
Martin McFly Winkler

Weil er es nicht lassen kann, verfolgt er ein Projekt, das die Grenzen der physikalischen Gesetze noch weiter ausreizt – auf einem Filmmitschnitt sieht man ihn mit dem Surfboard durch den Tiefschnee gleiten. Ohne Bindung, als wäre der Berghang ein Wellental im Atlantik und der Schnee eine Fontäne von salziger Gischt. Es ist verrückt, aber es scheint zu funktionieren. Der Mann auf dem Film gleitet sanft über die Hänge und das Brett gehorcht, als wäre es dafür erfunden worden. Gleichzeitig behauptet er: „Ich fahre nicht mehr so wild, weil ich kaum noch trainiere, dann geht das Niveau schnell zurück. Man muss topfit sein, um als Profi zu fahren. Das Schöne am Freeriden ist, man kann es trotzdem noch machen, man muss nur seine Kraft richtig einschätzen können, die Verhältnisse kennen, die Tagesverfassung. Ich gehe eigentlich wenig Risiko ein, die Sicherheit ist mir wichtig.“

Und weil es auch auf dem Bodensee interessanter ist, die Physik in Frage zu stellen, surft er mit Vorliebe hinter einem Motorboot, ganz ohne Seil, das bedeutet, er positioniert sich geschickt in der Heckwelle, dass diese selbst ihn nach vorne schiebt. Freeriden auf dem Wasser also. Warum auch nicht?