Patsy Fenkart (4)

Farbharmonien in Porzellan

Patsy Grabher-Fenkart

Wunderschönes, handgemachtes Porzellangeschirr aus Lustenau erobert seit einigen Jahren Küchentische und Gastronomie-Betriebe in ganz Vorarlberg. Patsy Grabher-Fenkart produziert in ihrem Atelier mit liebevoller Hingabe ihre eigene Kollektion für ein schönes Zuhause. Geschirr, Vasen, Tabletts und neuerdings sogar Fressnäpfchen für Katzen und Hunde entstehen unter ihren Händen aus französischem Limoges-Porzellan.

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Ideen entwickelt sie oft aus dem eigenen Bedürfnis nach mehr Schönheit im Leben – so setzte sie sich beispielsweise kurz nach der Geburt ihrer Tochter an die Nähmaschine und brachte eine ganze Kollektion an Baby- und Kinderkleidung auf den Markt. „Ich wollte andere Farben und Materialien, was ich in den Geschäften damals gefunden habe, gefiel mir nicht“, sagt die Absolventin der Universität für Angewandte Kunst in Wien. Die Kinderkleidung fand großen Absatz und sie produzierte über viele Jahre ihre Kollektionen für einen wachsenden Kundinnenkreis. 

Seit über zehn Jahren hat Patsy Grabher-Fenkart die Nähmaschine gegen Unmengen Eimer Porzellan und Farbmineralien eingetauscht, Regale, Mischmaschinen, Brennöfen und Gipsformen bedecken jetzt die großzügige Fläche der ehemaligen Stickerei in ihrem Elternhaus in Lustenau. Diese dient als Atelier wie auch als Geschäftslokal, denn an zwei Tagen in der Woche kann man direkt ab Werkstatt einkaufen. 

“Porzellan ist ein sehr sensibles Material, das keinen Fehler zulässt. Das ist ein großes Lernfeld für Präsenz im Augenblick.”

Besonderheiten des Porzellans

Das erste und augenscheinlichste sind die unglaublichen Farbwelten, die die Besucher*innen im Eingangsbereich des Ateliers in Empfang nehmen. Skandinavische Töne geben die Farbpalette vor – die Linien breiten Aqua, Natur, Braun-Lila und Karamell auf den Tischen aus. Sie alle lassen sich untereinander kombinieren und immer ergeben sie eine harmonische und doch aufregende Spielwiese für eigene Kreationen. Wer also einmal mit einer kleinen Schale beginnt, kommt meist immer wieder und kauft und ergänzt die Geschirrkollektion zu Hause. Zu verführerisch sind die wachsenden Farbpaletten, die mit der Zeit dazukommen, ihre neuste Mischung ist ein sanftes Schwarz-Anthrazit mit Namen Kaviar.


Das Besondere an diesem Porzellan sind zwei Dinge: Es ist absolut robust, denn bei Patsy Porzellan muss alles praktisch sein. Geschirr gehört in den Geschirrspüler – es soll den Alltag schöner machen, nicht komplizierter. Das zweite ist das durchgehend gefärbte Material, das dadurch eine Tiefe enthält, die eine Farbglasur an der Oberfläche nicht erreicht. Es macht den Herstellungsprozess um einiges aufwändiger, aber darauf kommt es schon kaum mehr an, denn Porzellan ist das hochwertigste Material unter den Keramik-Künsten und braucht entsprechend viel Zeit, Geduld und Aufmerksamkeit. Jedes Teil wird zunächst in Ton modelliert. Aus diesem Modell werden die Gipsformen erzeugt, und zwar gleich mehrere davon, denn Gips saugt sich voll und kann nach etwa 40 bis 50 Güssen nicht mehr verwendet werden. Dann wird das Porzellan angerührt und eingefärbt – inzwischen nicht wie ursprünglich nach Gefühl, sondern anhand präziser Rezepturen. Schließlich sollen die Teile immer wieder ergänzt werden können und daher darf die Farbe nicht allzu sehr abweichen. Der Gips entzieht dem Porzellan Wasser, so dass der Rand schneller fest wird als das Innere – dieses lässt sich zum richtigen Zeitpunkt problemlos abgießen und auch wieder verwenden.

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Timing und Geduld sind entscheidend

Die Frage des richtigen Zeitpunkts ist ein wesentliches Thema in der Arbeit mit Porzellan. Alle Phasen haben lange Trockenzeiten, was den wachsenden Bedarf an Abstellflächen erklärt – nach und nach schrumpfte deshalb die Werkstatt von ihrem Ehemann. Stattdessen hilft manchmal die ganze Familie mit, wenn es schnell gehen muss. Es sind viele Arbeitsschritte nötig, die Ränder müssen mit einem Schwamm abgerundet werden, die Farbe ist erst nach dem Brand erkennbar, deswegen sind sortenreine Regale wichtig. Bei der Bearbeitung der Kanten mit dem Schwamm würden sonst die Farben vermischt und verschmiert aussehen. Auch die Gipsformen müssen gründlich geputzt und dann zum Trocknen gelagert werden. Eine Besonderheit sind auch die Nahtstellen, die Patsy vor allem an den Vasen extra betont – so entsteht aus einer Notwendigkeit, die normalerweise in der Nachbearbeitung unsichtbar gemacht wird, eine kleine Extravaganz, die zum Markenzeichen geworden ist. Der Rohbrand sorgt für die nötige Festigkeit, danach kommt die transparente Glasur auf die inzwischen farbigen Stücke. Nach dem fertigen Glasurbrand sind für diese Phase wieder drei Tage vergangen.

 „Geduld ist entscheidend in dieser Arbeit. Ich musste sie oft auf dem harten Weg lernen“, lacht sie. Das zu frühe Öffnen des Brennofens ist genauso verheerend wie das zu heftige Bearbeiten der Kanten – bei den feinen Löffeln für Kaffeetasse & Co geht dabei schnell etwas zu Bruch. Patsy hat mit den Jahren viel gelernt, die gesamte Manufaktur ist sehr professionell organisiert, Fehler passieren ihr nur noch selten. Als Ausgleich arbeitet sie im riesigen Garten, der immer eine noch nicht erledigte Aufgabe bereithält. Auch dort sind große künstlerische Interventionen zu entdecken, wenn man das Glück hat, einen kleinen Rundgang im Privatbereich machen zu dürfen.

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Regional produzieren und vertreiben

Dass sie Wert auf regional erzeugte Produkte legt, zeigt auch die Auswahl an Geschäften, die ihre Waren anbieten – Patsy Porzellangeschirr findet man unter anderem im Sasu in Dornbirn und Wien, im Geschenk und Handwerk in Bezau und natürlich auch im Botta in Lustenau. Am besten aber ist der Besuch im Atelier der Künstlerin selbst, weil man mitten in der Werkstatt eine Ahnung bekommt, welche vielschichtigen Prozesse in jedem Teller und jeder Vase stecken. Man trinkt den Espresso danach noch andächtiger aus einer handgemachten Tasse von Patsy Porzellan.